Karneval ist vorbei, und die Fastenzeit beginnt. Alternative Fastenarten werden dabei immer beliebter und zwar zu Recht. Denn Fasten bedeutet viel mehr als reines Weglassen. Wer es schafft, in sich hineinzuhören, der kann auch einiges Neues entdecken.
Nicht-konsumieren bedeutet zwar verzichten, Verzicht bedeutet aber nicht unbedingt Entbehrung. Eher das Gegenteil ist der Fall: Wer sich länger dem bewussten Konsumverzicht hingibt, stellt eine ganze Menge positiver Nebeneffekte fest.

Weniger Müll produzieren

Weniger Müll durch KonsumfastenNatürlich ist das mein Lieblingsgrund, um weniger zu kaufen: weniger kaufen = weniger wegschmeißen! Folglich entsteht weniger Müll, der teuer entsorgt werden muss und unsere Umwelt belastet. Gleichzeitig werden weniger Ressourcen verbraucht und weniger Schadstoffe für die Produktion freigesetzt.

Mehr Platz schaffen

Alles was gekauft wird, muss irgendwo einen Platz finden. Oft sind es die kleinen Dinge, die zwar schnell in der Schublade verschwinden, aber in der Summe ganze Kartons füllen. Auch die ein oder andere Arbeitsplatte ist nicht mehr erkennbar unter der Fülle der Küchengeräte, die darauf ihren Platz gefunden haben. Wer einmal richtig aussortiert, wird eine Freiheit und Entlastung verspüren, wie es keine Kaufentscheidung möglich macht. (Bitte nicht wegschmeißen, sondern verschenken oder spenden!)

Konzentration auf das Wesentliche

Kaufentscheidungen fallen immer schneller. Oft wissen wir gar nicht, welche Dinge wir wirklich brauchen, und welche wir einfach gerne mal hätten. Wenn ich meine, etwas zu brauchen, dann nehme ich mir ein paar Wochen Zeit zu überlegen, ob es tatsächlich unentbehrlich für mich ist. Ist der Bedarf nach der Zeit noch immer da, dann weiß ich, dass ich es brauchen werde und auch wirklich haben will.

Shopping is Voting

Der Spruch zeigt, dass wir als Konsument eine unglaubliche Macht haben, nämlich die Macht, uns frei zu entscheiden, wem wir unser Geld geben. Gerade wer versucht, bewusst, sozial und umweltschonend zu konsumieren, hat es oft schwer, denn ein Haken lässt sich immer finden. Ist die Baumwolle auch bio? Was ist mit dem Nähgarn? Was ist mit der Verpackung? Wo wurde es hergestellt? Wie wurde es transportiert? Wer hat es hergestellt und unter welchen Bedingungen? … Sich „grün-kaufen“ zu können ist jedoch ein Trugschluss, der in pfiffigen Marketingagenturen erfunden wurde. Aus ökologischer Sicht ist die beste Kaufentscheidung immer noch der Nicht-Kauf!

Wieder mehr Zeit haben

Mehr Zeit durch Konsumfasten Olga WittShoppen und Konsumieren ist in unserer Gesellschaft mittlerweile als Freizeitbeschäftigung anerkannt und tief verwurzelt. Die Auseinandersetzung mit Produkten, vom Anschauen der Werbung, über das Auswählen, dem Kaufprozess bis hin zum Studieren der Gebrauchsanweisungen, verbraucht jede Menge Zeit. Besonders zur Weihnachtszeit bekommen wir das zu spüren. Die Deadline des heiligen Abends liegt einem im Nacken, und so artet die „Freizeitbeschäftigung“ immer öfter in Stress aus. Wer weniger konsumiert, es wieder als Mittel zum Zweck und weniger als Selbstzweck erachtet, der mag zunächst von einer gewissen Langeweile befallen werden. Diese Langeweile bietet aber wiederum die Gelegenheit, Projekte, Vorhaben und Träume anzugehen, für die sonst nie Zeit da war, z. B. sich freiwillig für die Gesellschaft zu engagieren.

Wahres Glück finden

Kaufen befriedigt! Das kann ich so stehen lassen, auch ich kenne das Gefühl noch gut. Allerdings weiß ich auch noch, dass das Gefühl nicht dauerhaft ist. Schnell wird das Glückgefühl durch neue Dinge, die man unbedingt haben will, abgelöst. Es ist eine Dauerspirale aus Bedürfnissen und Befriedigung eben jener, und es ist nie genug, ganz egal, wie viel man schon hat. Oder wie ließe es sich sonst erklären, dass es bei Gehältern keine Obergrenze gibt? Dabei nicht mehr mitzumachen bedeutet, eine Betäubung wegzulassen, die uns jahrelang ruhigstellt. Wenn uns der Konsum nicht mehr befriedigen soll, was ist es dann? Wir können die Chance nutzen, um das herauszufinden, was uns wirklich tief und dauerhaft glücklich und zufrieden macht.

Mehr Geld in der Kasse

Konsumieren bedeutet Geld ausgeben. Deshalb bedeutet nicht zu konsumieren auch kein Geld auszugeben. So steht auf einmal, ohne es bewusst darauf anzulegen, jede Menge Geld zur Verfügung, um sich vielleicht einen langersehnten Traum zu erfüllen, Geld zu spenden und den eigenen Wohlstand zu teilen. Man könnte auch seine Arbeitszeit reduzieren und seine Lebenszeit mit Dingen verbringen, die einem wirklich wichtig sind.

Zerstörung der Märkte

Das Argument, wir müssten viel konsumieren, um die produzierenden Länder zu unterstützen, lässt sich schnell aushebeln. Am Beispiel der Kleidungsindustrie zeigt sich, dass unser Konsum nicht unbedingt zum Wohlbefinden anderer Bevölkerungen beiträgt, sondern lediglich eine Armutsspirale am Leben hält. So schnell wie Mode gekauft ist, wird sie auch wieder aussortiert. Unglaubliche Mengen an entsorgter Kleidung fallen so in der „westlichen“ Welt an. Containerweise werden sie nach Afrika verschifft und überschwemmen dort die Märkte. Das zerstört die einheimische Textilindustrie und die Lebensgrundlage der Bevölkerung und macht sie einmal mehr abhängig von unserer Hilfe. Unser Konsum ist kein Segen, sondern ein zunehmender Teufelskreis.

Den Wert zu schätzen lernen

Konsumfasten weniger ist mehr Olga WittEin Phänomen unserer Überflussgesellschaft ist nicht nur, dass wir nie genug bekommen, sondern auch, dass uns die Wertschätzung für das was wir haben abhandengekommen ist. Schnell gefällt uns etwas nicht mehr, und wir wollen ständig etwas anderes, etwas Neues und davon mehr. Wir reparieren nicht mehr, sondern tauschen nur aus. Wer aufhört zu konsumieren bekommt diese Wertschätzung schnell wieder. Der sieht weniger Müll und mehr den tatsächlichen „Wert“ der Stoffe und Dinge, die er repariert und wertschätzender behandelt.

Eure Olga