Genuss, Qualität und Geschmack. Fair auch ohne Siegel!

Weißt du eigentlich wer hinter unseren Gewürzen und Teesorten steckt? Hast du schon einmal von Heuschrecke Naturkost GmbH gehört? Nein?! Dann bleib dran… Wir haben Ursula, die Frau des Gründers, interviewt.

Heinz Dieter Gasper (auch HeiDi genannt) studierte seinerzeit in den 70er Volkswirtschaft. Zur gleichen Zeit entstand in den USA, während der Widerstandsbewegung gegen den Vietnamkrieg, auch eine Ökobewegung, die nach Deutschland rüberebbte. Für ihn war klar, er möchte nicht den klassischen Karriereweg gehen, sondern eine Alternative zur gewöhnlichen Handelsstruktur schaffen.

Er gründete nach seinem Studium gemeinsam mit einem Kollektiv einen Naturkostladen in Köln, um sich gegen den Konsumterror zu wehren und auf Qualität aufmerksam zu machen. Da es zu dieser Zeit noch keine Bio-Zertifikate gab, wurde sich bemüht gute Bauer:innen und Händler:innen in der Region fündig zu machen. Nur so konnte die Ware auch wirklich aus guten Quellen kommen und qualitativ hochwertig sein.

 Eben diese Bauer:innen waren auch die Pioniere der biologischen Landwirtschaft. Sein nächstes Projekt war, ein Bio-Weinsortiment zusammenzustellen aus allen relevanten Anbaugebieten Deutschlands und Frankreichs, später auch Italien, Spanien und Übersee.

Als Pionier im Bio Weinhandel, wuchs sein Interesse für die diversen Anbaukulturen. So ergab sich der Weg mit Teekräutern und Gewürzen. Kräuter und Gewürze sind vielfältige Lebensmittel, man begegnet ihnen überall. Ob in der Provence oder in Madagaskar. So ist es ein globales Feld vieler Kulturen auf dem es auch sehr politisch zugehen kann.

Im Jahre 1977 gründete Heinz Dieter Gasper einen der frühen Kölner Bioläden, aus dem etwas später die Heuschrecke Naturkost GmbH entstand. Ein Naturkost Lieferant, der im direkten Kontakt mit den Erzeugern steht und für Kräutertee und Gewürze mit Qualität, Geschmack und Genuss steht!

Mit seiner Frau Ursula Stübner leiten die beiden ihr Familienunternehmen, welches mittlerweile aus 20 Mitarbeiter besteht. Jeder spürt die familiäre Atmosphäre, steht auf der gleichen Stufe und wird sofort geduzt. Voraussetzung: „Es muss einfach passen, jeder sollte mitmachen wollen und einen Sinn für Vielfalt haben“.

Fun Fact:

Ursula hat vorher in einem Bioladen gearbeitet, der von Heuschrecke beliefert wurde und hat europäische Anthropologie studiert. Beeindruckt vom Unternehmen, startete sie ihre Karriere bei Heuschrecke und verliebte sich in den charmanten HeiDi.

BIO ist immer wichtig gewesen

Auch wenn es bei der Gründung noch keine Bio Zertifikate gab, schien es für beide logisch keine Rohstoffe aufzunehmen die in Berührung mit Schad- oder Giftstoffen kamen oder für den Massenkonsum gedacht waren. Es ist hier auch wieder eine Frage der Politik: „Die größenwahnsinnige Wirtschaft oder der Wachstumswahnsinn führt zu einer Endlichkeit der Welt. Das kann so nicht weitergehen. Die biologische kleinbäuerliche Landwirtschaft ist die nachhaltigste Form zur Ernährung der Menschheit.“, so Ursula.

Heuschrecke_Kleinbauer

Fairtrade Zertifizierung – Nein

Es war für Heuschrecke unsinnig als kleines Unternehmen für Fairtrade Zertifikate so große Summen zu zahlen. „Fairtrade ist eine westliche Idee. Es gibt Kulturen, für die es unverständlich ist, dass sie einen niedrigen Preis für die guten Rohstoffe bekommen, hinterher aber eine Gratifikation dank des Siegels erhalten, die sie nicht mit den Zertifizierungskosten verrechnen dürfen“, so Ursula.

Es sind eine Reihe an Fairer-Handel-Zertifizierungen entstanden, die untereinander in Konkurrenz stehen, unterschiedlich viel kosten und unterschiedlich hohe Anforderungen haben. Erzeuger werden dann unter Umständen von ihren Abnehmern unter Druck gesetzt, mehrere Zertifizierungen zu haben, die sie selbst finanzieren müssen.

Natürlich ist Heuschrecke ein fairer Handel wichtig! Sie gehen das Thema aber anders an. Hinter der Bio- und Demeter-Zertifizierung stehen sie zu 100 %, allen weiteren Zertifikaten stehen sie distanziert gegenüber. Sie pflegen den Kontakt zu den Herstellern, unterstützen sie, besuchen die Plantagen und halten eine langjährige und verbindliche Beziehung. Ein freundschaftliches Verhältnis führt zu einer funktionierenden Kette. So resultiert letzendes ein fairer Preis.

Als Gegenbewegung gründeten sie sogar mit Hilfe verschiedenster Akteure aus unterschiedlichen Ländern eine Initiative, die „Trust Organic Small Farmers“. Gemeinsam mit Kleinbauer:innen-Organisationen, Importeur:innen und Händler:innen verfolgen sie das Ziel, zu informieren, sich gegenseitig zu vernetzen und zu unterstützen, um fairen Handel zu gewährleisten. Das geht auch ohne Siegel und manchmal sogar besser.

 

Arbeitsalltag bei Heuschrecke

Die Produktionsabteilung beginnt schon um 5 Uhr morgens. In der Manufaktur werden die gelieferten Rohstoffe auf ihre Qualität kontrolliert, vielfältige Rezepturen vorbereitet und Bestellungen verpackt. 

Das Büroteam kommt als nächstes hereinspaziert und gibt Aufträge der Kund:innen ein und Rechnungen werden geschrieben. Um 16 Uhr verlassen die Bestellungen die Manufaktur.  

HeiDi betreut selbst die Verarbeiter-Kund:innen mit speziellen Rezeptwünschen. Er kümmert sich aber auch um Bestellungen bei den Lieferanten und die Vernetzung mit den Bauer:innen. Ursula ist zuständig für diverse administrative Aufgaben und Marketing, kümmert sich aber auch den Kontakt mit den Kleinbauer:innen.

Hesuchrecke besucht einen Paprika Hersteller

Zurzeit ist Heuschrecke noch ein Familienunternehmen. Doch da alle Neffen und Nichten schon Zukunfts- und Karrierepläne haben, wird das Unternehmen wahrscheinlich nicht in den Händen der Familie weitergegeben. Beide sind noch fit wie zwei Turnschuhe und wollen noch viele Jahre die Philosophie von Heuschrecke weiterleben lassen. Was danach kommt, wird sich dann zeigen.
Wie die beiden gebürtigen Kölner jedoch wissen … Et kutt wie Et kutt.

Plastikfrei? Wir sind die Ausnahme

Plastikfrei geht nicht überall, die Ware muss für den Transport geschützt sein. Vor allem Pulvrige Gewürze können während des Transports aus den Säcken platzen. Schon beim Container-Import muss alles gut gegen Feuchtigkeit geschützt sein durch PE-Säcke. Plastik ist bisher die einzig logische Lösung, um die Ware zu 100% unbeschädigt zu liefern. Kräuter und Küchengewürze werden bei Heuschrecke daher so „plastikfrei“ wie möglich verpackt.

Bei Weiterverkauf ist da mehr Spielraum drin. Für uns packt Heuschrecke Gewürze und Tee Ausschließlich in Papiersäcke.

 

Papiersäcke-Lieferunge_Heuschrecke

Das Schönste an der Arbeit bei Heuschrecke?

Der Kontakt mit der globalen Landwirtschaft! Über die Felder zu laufen, die Kultur der Hersteller zu entdecken und die Partner besser kennen zu lernen“, sagt Ursula. Heuschrecke hat zwar viele deutsche und europäische Partner, denn Regionalität ist ihnen wie uns auch, sehr wichtig. Dennoch kommen exotische Gewürze natürlich auch von weiter Ferne. Von diesen Erlebnissen erzählen sie gerne auf Instagram oder im Blog, schaut selbst rein. 

Ursulas Lieblingsprodukt?

Ursulas Favorit ist eindeutig der Sikkim Tee, eine Schwarztee Rarität aus dem indischen Bundestaat „Sikkim“. Nicht nur der Geschmack ist überzeugend, auch die Geschichte ist außergewöhnlich! Denn seit 2016 ist Sikkim ein 100 % Bio Staat. Die gesamte Agrarfläche ist Bio zertifiziert, Pestizide sowie Kunstdünger haben hier nichts zu suchen.

Das ist ganz nach unserem Geschmack und wir plädieren darauf, dass es Deutschland ihnen gleich tut.

Was würdet ihr in der Welt gerne verändern?

Auf diese elementare Frage wusste HeiDi sofort eine Antwort. „Von der Wachstumsideologie wegkommen, dann würde sich vieles von selbst verbessern“. Reduzieren, Rohstoffe sorgfältiger abgebaut und verplant, weg vom Massenkonsum, Dinge intelligenter benutzen.  

„Small is beautiful“, so die Devise. 

Dieser Grundsatz ist einer der Gründe, warum Heuschrecke Naturkost zu unseren Lieblingslieferanten gehört. Denn auch genau dieser Wunsch ist es, der auch uns in unserem täglichen Handeln antreibt.